Schon vor der Corona-Pandemie gab es einen Fachkräftemangel in der Pflege. Durch die Corona-Pandemie wurde dieser noch verstärkt und die teils schlechten Arbeitsbedingungen in der ambulanten und stationären Langzeitpflege aufgrund absoluter Personalknappheit wie durch ein Brennglas sichtbar. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte muss daher – trotz Corona – prioritär sein, da sonst noch mehr überlastete Pflegekräfte aus dem Beruf aussteigen werden.
Hier setzt das Projekt der Pflegebevollmächtigten an: Als ein Beitrag zur Konzertierten Aktion Pflege (KAP) unterstützt sie Pflegeeinrichtungen dabei, die Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeitenden in der Pflege, insbesondere unter dem Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flächendeckend zu verbessern.
Einige Unternehmen haben es bereits geschafft, durch die konsequente Umsetzung wertschätzender Konzepte und die Umstrukturierung von Arbeitsprozessen ihre Mitarbeitenden zu halten und neue Fachkräfte zu finden. Mittlerweile ist nahezu jedem Arbeitgeber klar, dass die Personalbindung und -gewinnung von einer hohen Arbeitszufriedenheit abhängt. Aber trotz dieses Bewusstseins und des breiten Angebots an Fachliteratur, Fortbildungen, Onlineplattformen und Best Practice - Beispielen gelingt es vielen Unternehmern nicht, die Arbeitsbedingungen zu verändern. Ein Grund könnte sein, dass insbesondere kleine und mittelständische Pflegeeinrichtungen nicht die nötigen personellen und zeitlichen Ressourcen bereitstellen (können), um Veränderungen vorzunehmen. Es scheint den meisten nicht möglich, sich im laufenden Betrieb gezielt mit den bereits vorhandenen Instrumenten auseinanderzusetzen und ihr Unternehmen im Alleingang zu analysieren und umzustrukturieren. Viele Einrichtungen wünschen sich eine externe maßgeschneiderte Organisationsberatung durch Dritte, die kleinere Unternehmen jedoch finanziell nicht überfordern darf.
Bereits mit dem Pilotprojekt (2019) zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege untersuchte der damalige Pflegebevollmächtigte, wie es gelingen kann, stationäre und ambulante Langzeitpflegeeinrichtungen so zu unterstützen, dass sich ihre Arbeitsbedingungen nachweislich verbessern.
Im Januar 2021 startete dann das bundesweite Nachfolgeprojekt „Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf (GAP)“, dass durch die neue Pflegebevollmächtigte Claudia Moll, MdB, übernommen und weitergeführt wird. Bis Ende des Jahres 2024 sollen bundesweit mindestens 750 ambulante oder stationäre Langzeitpflegeeinrichtungen teilnehmen können. Ähnlich wie im Pilotprojekt starten sie mit einer Bestandsanalyse der Arbeitsbedingungen, anhand derer die für sie passenden Leitfäden empfohlen, die Führungskräfte in deren Anwendung geschult und durch professionelle Coaches vor Ort unterstützt werden.